Unnützes Wissen oder doch nicht ?
(aus dem Schwenker 2/2023)

Jeder von uns hat sicherlich mal etwas gelernt oder lernen
müssen, dessen Verwendungsmöglichkeit sich nicht gleich
erschlossen hat. Allerdings nicht selten stellt sich die
Nützlichkeit erst Jahre oder Jahrzehnte später heraus. So
lernte ich in der Schule Konjunktionen zu beugen. Bestimmt
habe ich häufig schon die armen Kunjunktionen gebeugt. Aber
unabsichtlich und ohne böse Absicht. Allerdings stellte sich
viele Jahre nach meinem Schulabschluß heraus, dass es von
Vorteil ist, wenn man einfach das Wort „gebeugte Konjunktion“
in ein langweiliges Gespräch einwirft. Es ist fast wie
„Superkalifragelistischexpialigetsch“. Keiner kennt die
Bedeutung, möchte sich aber nicht als „Dummy“ outen.
Und schon gilt man als intellektuell. Ist doch super, was man
in der Schule so lernt. Auch habe ich in der siebten oder
achten Klasse gelernt, wie man ein schönes Bild malt. Und
ihr glaubt es kaum, über 45 Jahre später war mir dies sehr
nützlich, als für meinen Enkel einen Feuerwehrmann Sam
und einen Asterix auf eine Leinwand zauberte. Im
Sportunterricht musste ich die Flugrolle und das Überspringen
des Pferdes üben. Zugegeben, meine letzte Flugrolle machte
ich im Jahr 1979. Aber den Versuch das Pferd zu überspringen,
bei dem ich allerdings immer in den Arsch des Holzgestells
rauschte und es den Anschein hatte, als wolle ich es begatten,
war mir, in abgemilderter Form, in meiner Ehe hilfreich. Und
so möchte ich euch jetzt mit Wissen versorgen, dessen
Nützlichkeit euch (vielleicht) erst in einigen Jahren klar wird.
Deshalb solltet ihr trotzdem die Zeit opfern und weiterlesen.
Mein Thema „James Bond“. Habt ihr gewusst, dass Ian Fleming
(1908-1964) seinem Romanhelden eine komplette Vita zur Seite
stellte? Und hier ist festgelegt, dass James am 11.November 1920
in…. nein nicht in London, Glasgow oder Liverpool geboren ist
sondern und jetzt setzt euch hin, in Wattenscheid. Als Sohn des
schottischen Ingenieurs Andrew Bond und der Schweizer
Bergsteigerin Monique Delacroix. Auch hat Flemming
festgeschrieben, dass sein Held 1,83m groß und 76Kg schwer
ist. Er hat also genau meine Statur. Jetzt muss ich meinen alten
Lehrer zitieren: „Wer an dieser Stelle in höhnisches Lachen
ausbricht, fliegt raus!“ Dass seine Vorlieben gutes Essen, guter
Wein und Whisky sowie die Frauen sind, wissen bestimmt die
Meisten. Genauso bekannt sind seine beiden, in allen 25 Filmen
wiederkehrende Aussagen. Er stellt sich immer mit den Worten
vor: „Mein Name ist Bond, James Bond !“. Dies hat psychologische
Gründe, erklärte mir eine Psychologin auf einem Seminar. Und
zugegeben es klingt schon erhabener als beispielsweise: „Hey,
ich bin der Heinz !“ Das andere, wiederkehrende Element der
Filme, ist der Spruch: „Ich möchte einen Wodka Martini, nicht
gerührt, geschüttelt!“ Aber warum tut er das? Zuerst muss ich
zugeben, dass meine Lieblingsfächer in der Schule Mathe,
Physik und Chemie waren. Deshalb weiß ich, dass der geschüttelte
Cocktail gesünder ist als der gerührte. Wird der Drink geschüttelt,
werden die freien Radikalen besser aufgelöst. Gerührt bleiben sie
teilweise im Getränk und können im Körper Schaden anrichten.
Nehmen freie Radikale im Körper überhand, begünstigen sie
Krankheiten wie Krebs, Grauen Star und einge unaussprechliche
Krankheiten mehr. Deshalb leidet James Bond auch im 25. Film
nicht an Grauen Star. Allerdings glaube ich, dass Mr. Bond das
nicht wusste, denn in keinem der Filme ernährt er sich
übertrieben gesund… eher das Gegenteil ist wohl der Fall.
Aber jetzt erstmal der Unterschied zwischen einem gerührten
und einem geschüttelten Martini. Dieser besteht aus kleinen
und großen Molekülen. Die Großen sind ringförmige Moleküle,
sogenannte aromatische Moleküle, die Kleinen sind ganz einfach
gesagt Alkohol. Also ist ein Wodka Martini ein Gemisch aus großen
und kleinen Teilen. Die Großen machen den Geschmack, die Kleinen
machen den Kater. Wenn wir nun dieses Gemisch rühren, passiert
folgendes. Jeder von uns kennt dies aus dem Physikunterricht.
Die großen und die kleinen Teile vermischen sich zu einer
homogenen Masse. Jetzt muss ich meinen Professor in Physik an
der FH Karlsruhe Herrn Dr. Fischer zitieren: „Ha, wie kein
Widerspruch von Ihnen meine Herren ? Es ergibt natürlich keine
homogene Masse, sondern eine homogene Flüssigkeit. So alle
wieder wach und beim Thema ?“ Dies bedeutet mit jedem
Schlückchen läuft ein vorzügliches Gesöff aus Aromastoffen und
Alkohol über eure Zunge. Und genau so will das eigentlich jeder,
der kein Gesundheitsfanatiker ist, haben. Geschmack und ein
prikeln im Kopf. Perfekt. Wird nun aber die Sache geschüttelt
kommt es zu dem sogenannten „Paranuß- Effekt“. Den kennt ihr
sicher auch alle, zumindest die, die im Physikunterricht nicht nur
mit den Mädels, respektive mit den Jungs geflirtet haben. Für
diejenigen eine kurze Erklärung. Wenn ich beispielsweise kleine
Glasperlen zusammen mit großen Glasmurmeln in ein Gefäß
gebe und dies dann schüttle, werden sich die großen Murmeln
nach oben schaffen, weil beim Schütteln immer wieder kleine
Lücken entstehen, welche von den Kleinen ausgefüllt werden.
Es ergeben sich aber keine großen Lücken, die die großen
Murmeln ausfüllen können. Nun bedeutet dies für den leckeren
Wodka Martini, dass oben im Glas überwiegend die Aromastoffe,
also der Geschmack ist und unten der Alkohol. Aber warum
möchte unser Agent das genauso haben. Hier kann ich natürlich
nur vermuten. Er ist ein Genußmensch (steht so in seiner Vita)
und er ist nicht blöd bzw. er kennt das Drehbuch. Ihm (und uns
selbstverständlich auch) ist bewusst, dass er ohnehin höchsten
ein- bis zweimal an seinem wohlverdienten Martini nippen kann.
Denn spätestens dann kommt von hinten ein Bösewicht, der
ihn erschießen, erwürgen, erstechen oder küssen möchte.
Ich hoffe ihr könnt irgendwann auf einer Party mit diesem Wissen
bei euren Freunden, Kollegen oder Nachbarn ordentlich punkten.
Und für alle nicht eingefleischten Bond- Fans und denen dies noch
zu wenig Info zum Helden waren, lege ich noch eine kleine Statistik bei.
In den ersten 24 Filmen bestellte Bond 28 mal Wodka- Martini in 37 Ländern.
33 mal wird ihm gesagt, dass er sterben wird.
Er hatte 60 Bondgirls, davon 31 brünette, 25 blonde und 4 rothaarige.
16 mal hört man Frauen raunen „Oh James“.
Und… in den 24 Filmen hatte Bond 84 mal Sex, davon
19 mal in Hotelzimmern
02 mal in einer Londoner Wohnung
26 mal im, am unter oder auf dem Wasser
16 mal bei ihr
04 mal im Zug
02 mal in einer Scheune
02 mal im Wald
02 mal in einem Nomadenzelt
02 mal im Krankenhaus
04 mal im Flugzeug
01 mal im U-Boot
01 mal im Auto
01 mal in einem motorisierten Eisberg
01 mal unter der Dusche
01 mal im Spaceshuttle (im Film Moonraker)
Ich denke, ich seid jetzt für die nächste langweilige Party mit
Gesprächsstoff ausgerüstet.

Uli